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Leni

Danke, dass du meine Geschichte* hören willst!

Mein Name ist Leni, ich bin seit drei Wochen endlich 18 Jahre alt und lebe in einem Plattenbau. 

Meine Eltern leben schon immer hier in dem Plattenbau. Mir gefällt es persönlich nicht hier. Es passieren abends immer sehr komische Dinge hier und die Polizei ist fast jeden Abend hier. Leider können sich meine Eltern keine andere Wohnung in einer anderen Lage leisten.

Meine Mutter arbeitet in der Pflege und ist fast nie zu Hause. Mein Vater ist Hausmeister – oder wie es jetzt heißt, Facility-Manager – und ist nicht sonderlich zufrieden mit seinem Job. Er trinkt am Tag sehr viel Bier. Leider sind das zwei Berufsgruppen, die nicht so viel Geld verdienen, um sich einen Umzug in ein neues und schöneres Heim leisten zu können. 

Meine Schule, in die ich ging, ist gleich hier neben den Wohnblöcken. Ich bin nicht gern dahin gegangen. Es wurde sich ständig geprügelt und Mobbing war an der Tagesordnung. Die Lehrer haben nicht viel bis gar nichts gemacht. Meistens haben die sich umgedreht und sind weggegangen. Ich wurde auch gemobbt und habe dies auch meinen Eltern erzählt. Leider kam da nichts zurück. Meine Mutter hatte keine Zeit und mein Vater säuselte nur irgendwas vor sich hin. Ich hielt mich aus allem raus und fokussierte mich so gut es ging aufs Lernen.  

Irgendwie und mit viel Durchhaltevermögen habe ich die Schule geschafft – auch wenn ich die achte Klasse wiederholen musste. Dann machte ich mich auf die Suche nach einer Ausbildung. Mein Wunsch war es, im Gartenbereich etwas zu machen. Mein Wille, die Ausbildung zu bekommen, war da und die Ausbildungsstelle auch – nur eben 30 km entfernt! Die anderen konnten laut ihrer Aussage keine Auszubildenden annehmen. Den fehlt leider auch das Geld. Deshalb entschied ich mich für eine überbetriebliche Ausbildung und bekomme jetzt 164 € im Monat. Das ist leider nicht viel, aber so komme meinem Wunsch, im Gartenbereich zu arbeiten, Stück für Stück etwas näher.  

Finanziell musste aber etwas ändern. Die Situation zu Hause ist sowieso schon schwierig! Deshalb ging ich letzte Woche in das Jugendhaus bei mir im Dorf. Dort erzählte ich meine Probleme und sie haben mir gleich bei den ganzen Anträgen gleich geholfen. Davon haben meine Eltern absolut keine Ahnung. Gleichzeitig hat mir Nine, die Sozialarbeiterin, angeboten, mich bei den ganzen Ämtergängen auch zu begleiten. Das hat mich echt sehr gefreut, denn ich hatte schon Angst, dass ich mir die Busfahrkarte zu meiner Ausbildungsstelle und die ganzen Sachen, die ich brauche, nicht leisten kann. Mit Nine hat alles super geklappt. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich kein Geld bekommen. Die Frau beim Amt war sehr unfreundlich und wollte mir eigentlich gar nichts bewilligen. Nine wusste aber zu Glück Bescheid und es hat am Ende doch alles geklappt. Gott, war ich erleichtert. 

Ich freue mich nun auf die Zukunft in meiner Ausbildung im Gartencenter und in ein paar Jahren kann ich mir eine Wohnung leisten und bin endlich weg aus dem Plattenbau, wo meine meiner Eltern wahrscheinlich ewig bleiben. 

„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ (§1 SGB XIII)

*Die Lebensgeschichte bezieht sich auf reale Erfahrungen, welche die Sozialarbeiter*innen innerhalb ihrer Arbeit erleben. Die Namen sind anonymisiert.  

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