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Olena

Danke, dass du meine Geschichte* hören willst!

Hallo, mein Name ist Olena und ich bin 12 Jahre alt. Ich lebe mit meiner Familie in der Nähe von Bautzen. Meine Familie sagt, ich bin ein sehr fröhlicher und offener Mensch und das ich sehr fleißig bin. Aber ich denke, das wird schon stimmenJ. Wir leben noch nicht lange in Deutschland. Vor ein paar Monaten sind wir von der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Wir hatten ein kleines Haus in einem kleinen Dorf. Wir kannten uns alle im Dorf und die Schule war auch gleich dort. Meine Lehrer waren cool und hatten Spaß dabei, uns zu unterrichten. Alles war sehr familiär. Meine Freunde wohnten auch alle in dem Dorf. Wir haben uns immer am kleinen Park getroffen. Dort spielten wir gerne und redeten viel über einfach alles. Meine Eltern waren auch sehr glücklich. Meine Mutter arbeitete in einem Lagerhaus. Ich glaube, sie hat die Waren zugeordnet oder so. Mein Vater hat die Maschinen in dem Lagerhaus, in dem auch meine Mutter arbeitete, repariert. Dann kam der große Knall.  

Laut dem Radio haben russische Streitkräfte mit einem Flugzeug einige Häuser bombardiert. Eine Rakete hat sogar das Lagerhaus getroffen, in dem meine Eltern gearbeitet haben. Mein Vater und meine Mutter waren zum Glück zu Hause.  Wir waren alle total aufgewühlt und hatten Angst. Mit einem Schlag war alles anders. Mein ganzes Leben hat sich auf einmal verändert. Mein Vater sagte zu mir, dass ich meine Taschen packen soll und schaute mich dabei beängstigend an. Ich weiß nicht warum, aber ich wusste genau, was das jetzt für mich heißt. Ich packte schnell meine Taschen und zitterte am ganzen Körper. Meine Mutter kam zu mir in das Zimmer und sagte, dass wir von hier weg müssen und nach Deutschland fliehen. Meine Mutter hatte ihre Tasche schon gepackt. Sie nannte es ihren Notfallkoffer. Mein Vater blieb auf seinem Sessel sitzen und starrte auf den Fernseher. Mit gepackten Sachen standen wir vor der Tür, aber mein Vater blieb sitzen. Meine Mutter stand an der Haustür und weinte. Sie sagte, dass ich meinem Vater verabschieden soll und dann sofort in das Auto einsteigen soll. Ich verstand die Welt nicht mehr. Mein Vater erklärte mir warum, aber das wollte ich nicht hören. Ich stieg mit meiner Mutter in das Auto und wir fuhren los. 

Nach ungefähr 26 Stunden sind wir an der Grenze angekommen. Wir wurden von freundlichen Helfern aufgenommen und verpflegt. Nach einer längeren Zeit des Wartens sollten wir zu einer Straße fahren und unsere neue Unterkunft beziehen. Es war eine Familie mit einem Haus. Die Familie konnte sogar unsere Sprache und hat uns herzlich aufgenommen. In diesem Haus leben wir jetzt. Mein Vater ist nach ungefähr 3 Wochen auch bei uns angekommen. Er wurde dank seines Alters nicht für den Krieg aufgenommen und hat in dieser Zeit im Innendienst gearbeitet. Ich war über glücklich, denn ich hatte Angst, dass ich meinem Vater nicht mehr wieder sehen würde.  

In Deutschland gefällt es mir aber, ich vermisse meine Heimat. Die Lehrer hier geben sich wirklich viel Mühe, aber die deutsche Sprache ist sehr schwer für mich. Aber es klappt langsam. Dafür danke ich meinen Lehrern und meinen Mitschülern. Einige sind, glaube ich, etwas fies zu uns, aber genau weiß ich das nicht. Ich verstehe sie leider nicht richtig. Aber ihr Gesicht sieht sehr fies aus und sie zeigen den Mittelfinger. Am Montag gehen immer sehr viele Menschen auf die Straße. Sie haben eine Russlandflagge und eine Flagge mit den Farben Schwarz, weiß und rot. Mein Vater erklärte mir die Flagge und sagte auch, dass nicht alle so sind. Wir gingen am Montag 16:00 Uhr nicht mehr aus dem Haus. Wir hatten Angst vor den vielen Menschen, die dazu auch noch ziemlich laut und aggressiv waren.  

Dennoch geht es uns gut und wir lernen Stück für Stück die Sprache kennen und zu verstehen. Ich danke der netten Familie, die uns aufgenommen und uns Deutschland gezeigt hat. Meine Mutter und Vater arbeiten auch hier wieder im Lager. 

In einem Jugendhaus hier in der Nähe, habe ich ein paar neue Mädchen kennengelernt und wir verstehen uns gut. Trotzdem hoffe ich sehr, dass wir bald wieder in unsere Heimat zurückkönnen und dass der Krieg endlich ein Ende hat. 

„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ (§1 SGB XIII)

*Die Lebensgeschichte bezieht sich auf reale Erfahrungen, welche die Sozialarbeiter*innen innerhalb ihrer Arbeit erleben. Die Namen sind anonymisiert.

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