Kerstin R.
Neukirch/Lausitz
„Dank der engagierten Jugendarbeit in der Region hat die persönliche Entwicklung meines Sohnes eine positive Wendung genommen. Mit den Angeboten hatte er einen Raum gefunden, in dem er auf Gleichgesinnte treffen und sich öffnen konnte. Ich denke, darin liegt die wesentliche Ursache dafür, dass er hier nach dem Umzug doch noch angekommen ist.“
Kerstin R.
Die ganze Geschichte von Kerstin:
„Im Jahr 2016 zog ich mit meiner Familie, Mann und Kindern, aus Ungarn zurück nach Deutschland. Mein Sohn war bis zur 5. Klasse in Ungarn zur Schule gegangen. Wir hatten ihn zweisprachig erzogen. Vor dem Umzug nach Neukirch, war er ein guter Schüler gewesen, hatte viele Freunde und war in seiner Freizeit Mitglied in einer Volkstanzgruppe. In der neuen Heimat hatte er große Schwierigkeiten anzukommen. Es fiel ihm nicht leicht am Gymnasium in Bischofswerda neue Freunde zu finden. Wegen seines ungarischen Akzents war er unsicher, schüchtern, verschloss sich immer mehr. Wir als seine Eltern machten uns große Sorgen. Was war nur mit unserem offenen, lebenslustigen Sohn passiert? In den Ferien 2017 wurde über die Jugendarbeit vor Ort ein Workshop angeboten, Teilnehmende konnten die Technik des Manga-Zeichnens erlernen. Da unser Sohn gern zeichnete, meldeten wir ihn an und hofften, dass er dort Anschluss finden würde. Und tatsächlich. Anders als in der Schule hatte er es hier leichter sich zu öffnen, er war bereits unter Gleichgesinnten, jungen Menschen die sich für ähnliche Dinge interessierten wie er.
Nach den positiven Erfahrungen beim Workshop meldete ich ihn bei einem weiteren Angebot an: ein Filmprojekt, ebenfalls Teil der örtlichen Jugendarbeit, vermittelt durch eine Sozialarbeiterin mit der ich seit dem Manga-Workshop in engem Austausch stand. Erst sträubte er sich etwas. Er hatte Angst. Ich
vertraute auf den Erfolg vom ersten Workshop und meldete ihn trotzdem an. Glücklicherweise behielt ich recht. Die Teilnahme am Filmprojekt sollte den Knoten platzen lassen. Unserem Jungen öffnete sich eine ganz neue Welt. In der gemeinsamen Arbeit an einem Film, lernte er handwerkliches und technisches
Geschick, in der Teamarbeit lernte er neue Freunde kennen, verliebte sich das erste Mal. Der Film wurde im darauffolgenden Jahr im Bautzner Kino vorgeführt. Wie sehr sich unser Sohn durch die Unterstützung aus der Jugendarbeit verändert hatte, spürten wir an diesem Abend besonders. Er war wie ausgewechselt: selbstbewusst und stolz stand er mit den anderen Jugendlichen auf der Bühne und präsentierte seine Arbeit.
Seither ist viel passiert: Mittlerweile ist er in der 11. Klasse, hat einen weiteren Film mit produziert und sogar mit einem Freund einen eigenen Podcast gestartet. Dank der engagierten Jugendarbeit in der Region hat seine persönliche Entwicklung eine positive Wendung genommen. Mit den Angeboten hatte er einen Raum gefunden, in dem er auf Gleichgesinnte treffen und sich öffnen konnte. Ich denke, darin liegt die wesentliche Ursache dafür, dass er hier doch noch angekommen ist.“
Kerstin R. über Mobile Jugendarbeit
Das Gespräch führte Katherine Junge mit Kerstin R., Dezember 2022.
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